Arbeitskreis Umweltschutz Bochum e. V. (AkU) schafft Lebensräume in Bochumer Bachbett
An zwei Samstagen Anfang Januar haben mehrere Menschen Äste und Steine aus der Umgebung in ein Bachbett im Süden Bochums eingebaut. So sollen unterschiedliche Strömungsgeschwindigkeiten und damit vielfältige Lebensräume im Bach geschaffen werden. Das führt zu einer Strukturverbesserung des Bachbettes.Es wurden Äste als kleine Staustufe zur Sohlanhebung und schräg in ein Ufer zur stärkeren Mäandrierung (Abtrag am gegenüber liegenden Ufer) eingebaut oder einfach ins Bachbett gelegt als Strukturelemente, an denen Lebewesen siedeln können.
Verena Liebers hat dazu einen Text geschrieben:
Eine Geschichte von Leben und Tod
Zwei Dinge sollte man wissen:
- Nicht alles, was tot ist, ist lebensfeindlich.
- Ordnung ist das halbe Leben – die andere Hälfte ist Chaos.
Mit diesem Wissen ausgerüstet, hat jeder gute Chancen, beim Umweltschutz mitzuwirken, etwa beim AkU Bochum. 8. Januar 2005, Schauplatz Bachbett, Blankensteinerstraße / Ecke Am Varenholt.
Zu beobachten sind sechs Gummistiefelmenschen, die durch das Unterholz kriechen und abgestorbenes Holz sammeln. Ziel ist jedoch nicht, einen Kamin zu füttern sondern das Bachbett. Der kleine Bach am Wegrand mäandriert zwar ganz munter vor sich hin, aber die Vielfalt ist begrenzt. Dafür ist er bisher zu ordentlich. So wie Menschen sich nicht weiter entwickeln, wenn ihnen nie jemand widerspricht, so ist ein geradliniges Gewässer dazu verdammt, die ewig gleichen Bewohner zu haben. Das ist auf Dauer ziemlich eintönig. Fließt das Gewässer schnell dahin, können sich dort nur solche Arten halten, die damit klar kommen. Das sind nicht unbedingt viele.
Deswegen wurde beschlossen, diesem Bach ein paar neue Möglichkeiten zu erschließen. Totholz soll dem Gewässer neues Leben bescheren. Die Umweltschützer betätigen sich also fleißig als Biber und bauen Dämme, jeder auf seine Art. Auch das erhöht die Vielfalt. Ein halber Baumstamm mitten im Fluss, das ist quasi als hätte man in eine leere Wohnung einen großen Esstisch und zehn Stühle gestellt. Plötzlich ist Platz für die ganze Familie. Algen können sich festsetzen oder Pilze, die dann wieder Nahrung sind für verschiedenes Getier. Auch kleine Staustufen werden gebaut, schon entstehen Minitümpel, kleine Badewannen in denen sich hoffentlich bald die Nixen tummeln oder zumindest andere nette Lebewesen. Manche Äste, die schräg im Ufer stecken, erzeugen eine stärkere Mäandrierung. Am gegenüberliegenden Ufer wird nun das Ufer mehr abgetragen. Eine Wohnung also, die sich selber umbaut.
Die Wirkung der Umbaumaßnahmen wird sich erst im Sommer zeigen. Aber schon jetzt äugte ein Rotkehlchen vertrauensvoll auf die grabenden und planschenden Gummistiefelmenschen. Vielleicht hat es sich gefreut, was der Bach künftig an neuen Möglichkeiten bieten wird, vielleicht wollte es auch einfach nur den netten Menschen ein bisschen Gesellschaft leisten. Oder es wollte gar nichts weiter und war nur einfach zufrieden. Genau wie die sechs Umweltschützer, die sich über den Kontakt mit Wald, Bach und anderen Naturfreunden gefreut haben und demnächst weiter bauen. Wer auch Biber spielen will, darf mitmachen.
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