Uns treiben Sorgen über die Sicherheit für die Bochumer Bürgerinnen und Bürger. Wenn es in den altersschwachen Atomkraftwerken Tihange 2 und Doel 3 in Belgien zum Gau kommt, werden alle Bochumerinnen und Bochumer in ihrer Gesundheit durch radioaktive Strahlung massiv geschädigt. Daher haben wir – gemeinsam mit Greenpeace Bochum – den Oberbürgermeister und die Ratsfraktionen angeschrieben. Ziel ist, dass die Klage der Städte Aachen und Köln von der Stadt Bochum unterstützt wird. In Aachen hat zu diesem Thema eine große Informationsveranstaltung stattgefunden. Der Brief an den Oberbürgermeister und die Ratsfraktionen hat ein ähnliches Schreiben des „Runden Umwelttisch Essen“ als Vorbild.
Hier folgt der Brief an Oberbürgermeister Eiskirch zum nachlesen:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Eiskirch,
in Belgien gingen Mitte Dezember 2015 die Kern-Kraftwerke Tihange 2 und Doel 3 wieder ans Netz, obwohl beide Reaktoren enorme altersbedingte Schäden in den Druckbehältern aufweisen!
Allein bei Doel 3 sind 12.000 „Einschlüsse“ (=Risse) im Reaktordruckbehälter festgestellt worden.
Der Reaktordruckbehälter ist das zentrale Bauteil eines Reaktors. Direkt in ihm befinden sich die Brennstäbe und dort erfolgt die Kernspaltung. Der Reaktordruckbehälter ist großen Belastungen ausgesetzt: im Betrieb herrscht im Inneren eine Temperatur von rund 300 °C und ein Druck von rund 160 bar. Jedes Wieder-Anfahren – bedingt durch die häufigen Störfälle der altersschwachen Reaktoren –  stellt wegen des Neutronenbeschusses, der Temperatur- und Druckunterschiede eine zusätzliche besondere Belastung für den Reaktordruckbehälter dar.
Kern-Kraftwerke mit dermaßen schadhaften Druckbehältern haben ein außergewöhnliches Gefährdungspotenzial.
Die vom Konstrukteur vorgesehenen Sicherheitszuschläge durch Verschleiß sind nahezu vollständig aufgezehrt, wie auch Kernkraft-Befürworter einräumen. Das Risiko eines Unfalles mit Austritt von Radioaktivität wird deswegen immer höher.
Tihange 2 und Doel 3 sollten schnellstmöglich vom Netz genommen werden!
Aus gutem Grund wurde in Deutschland 2011 der Ausstieg aus der Atomkraft beschlossen. Auswirkungen atomarer Unfälle machen jedoch nicht vor Landesgrenzen halt. Bochum liegt in der vorherrschenden Windrichtung nur etwa 170 km nord-östlich des Reaktorblocks Tihange 2. Bei einem Unfall kann eine radioaktive Wolke uns in wenigen Stunden erreichen. Dadurch sind wir unmittelbar betroffen! Die Zeit reicht auf keinen Fall um die Bevölkerung in Sicherheit zu bringen.
Die Oberbürgermeister von Aachen und Essen haben sich im Dezember dazu entschieden, an die Betreiber zu appellieren das Kernkraftwerk Tihange abzuschalten. Die Städteregion Aachen hat nun Anfang Februar 2016 beschlossen, gemeinsam mit Greenpeace Belgien Klage gegen den Weiterbetrieb von Tihange einzureichen. Auch der Stadtrat von Köln fordert inzwischen die Abschaltung. Unterdessen hat es am 24.01. erneut eine Notabschaltung von Tihange 2 gegeben.
Wir erwarten von unseren politischen Vertretern, dass diese sich ebenfalls für den Schutz der Bürger Bochums vor den Auswirkungen eines atomaren Unfalls in Belgien einsetzen und die Klage gegen Tihange unterstützen.
Wir fragen Sie deshalb:
- Welche Schritte unternimmt die Stadt Bochum, um den Weiterbetrieb des Reaktors zu verhindern und das Risiko eines Unfalls für die Bevölkerung herabzusetzen?
- Wie ist die Stadt Bochum auf eine mögliche Wolke von Radioaktivität vorbereitet? Inwiefern ist für einen Schutz der Bevölkerung vor radioaktiver Verstrahlung gesorgt?
Bitte antworten Sie uns über die Bochumer Greenpeace-Gruppe,
Greenpeace Bochum | Umweltzentrum Bochum | Alsenstraße 27 | 44789 Bochum |
info@bochum.greenpeace.de
Mit sorgenvollen Grüßen
Arbeitskreis Umweltschutz Bochum e.v.
Greenpeace Bochum Â